Michael Endes Buch “ Die unendliche Geschichte“ von der Not und Rettung Phantasiens wurde zu einem weltweiten Bestseller, ja fast zu einem Kultbuch. In einer sehr anschaulich einfachen Weise hat es offensichtlich den Kern des religiösen Problems der modernen Menschen in der industriellen Welt getroffen. Überall herrscht in der von wissenschafts- abergläubigen, wirtschaftlichem und ökonomischem Denken beherrschten Industriewelt ein Geist von Aufbruch, Erneuerung und Wandlung, eine Suche nach mehr Menschlichkeit, Ganzheit und innerer Einheit.
Die Folge war der Beginn einer sofort wirtschaftlich ausgeschlachteten „Esoterik Welle“, Zuflucht zu Jugendsekten, wie das Auftreten von sogenannten „Kultfilmen“. Wie weit dies Denken in der Jugend fortgeschritten ist, wird darin deutlich, dass vieles, was heute nicht nur Rationalität und Ökonomie enthält, als “ kultisch“ bezeichnet wird.
Die Befürworter des neuen esoterischen Denkens sehen gerade in rationaler Haltung das Hauptübel unserer Zeit. Die Zergliederungstendenz und Quantifizierung, Versachlichung, Entemotionalisierung und »Verkopfung« des wissenschaftlichen Denkens habe den Menschen von sich und der Welt entfremdet. Sie habe der Welt ihren Zauber, ihre Schönheit, ihren menschlichen wie göttlichen Sinn genommen. Die katastrophalen Folgen einer solchen einseitigen Haltung zeigten sich im Verlust der persönlichen Betroffenheit und der emotionalen Beziehung des Menschen zu seinen Mitmenschen, seiner Arbeit, seiner Umwelt und dem Religiösen. Der wissenschaftlich-rationale Mensch habe den Blick für das Ganze der Existenz verloren. Er erlebt nicht seine Arbeit, er geht jobben und zieht sich am Feierabend in seinen Privatkreis zurück. Dort lässt er sich zumeist durch die Medien berieseln, wodurch auch im Familienrahmen das sich “ Miteinander-Beschäftigen“ nicht notwendigerweise sein muss. Gerade kürzlich ist in der Presse ein Aufschrei der karitativen Hilfsorganisationen veröffentlicht worden, die über massiven Mangel an Mitgliedern, insbesondere freiwilligen Helfern klagen. Das Ehrenamt wird nicht mehr als Ehre betrachtet und da es kein Geld bringt, verliert es zunehmend an Attraktivität. Alle Vereine, war dort zu lesen, leiden unter mangelnder Beteiligung und wenn der Mitgliederbestand noch ausreichend ist, wollen die meisten nur beschäftigt werden, sich nicht selbst um Dinge oder den anderen kümmern.
Deswegen bemüht sich das esoterische Denken um einen übergreifenden, globalen Ansatz, in dem die krankmachenden Gegensätze etwa von Geist und Materie, Gott und Welt, Mann und Frau überwunden werden und das Göttliche der menschlichen Existenz wieder unmittelbar im »Hier und Jetzt« erlebbar wird. Die Hinwendung zur Verinnerlichung sei als eine Suche des Menschen nach dem Wesentlichen seines Daseins zu verstehen, das er in der Überbewertung und Überbetonung der Wissenschaft, der Kapitalismus und des Materialismus verloren und vergessen hat.
Versuche ganzheitliche Modelle vom Menschen zu entwerfen und Wege zu seiner Verwirklichung aufzuzeigen hat es schon immer gegeben. Wir finden sie in den östlichen und westlichen Religionen und Philosophien, in der jüdischen Kabbala, der Gnosis, der Astrologie, der Magie und Alchemie des Mittelalters, der Mystik und in alten Organisationen, wie beispielsweise den Rosenkreuzern und Freimaurern, schreibt ein moderne Psychologe und Forscher am C.G.Jung Institut in Zürich. Diese Zuordnung der Freimaurerei zu esoterisch orientierten Einweihungsbündnissen wird von der renommierten Altphilologin, Marion Giebel, in ihren Ausführungen über alte Mysterienbünde bestätigt.
In all diesen Systemen unterscheidet man von alters her einen »exoterischen« und einen »esoterischen« Aspekt, wobei man nicht immer diese Begriffe dafür verwendete. Exoterisch nennt man das , was man von dem jeweiligen System nach außen hin »dem breiten Volk« veröffentlichen und vermitteln konnte , während das Esoterische (griech.: esoterikos = innerlich, verborgen) die eigentlichen, wahren »Geheimnisse« und Erkenntnisse bezeichneten, die nur- einem inneren Kreis von »Eingeweihten« – zugänglich waren.
Bei den esoterischen Lehrsystemen handelt es sich nach heutigem psychologischen Verständnis fast stets um symbolische Lehr-und Erfahrungsmethoden. Diese nutzen seelische Symbole, die es ermöglichen bisher unbekannte, rational nicht sofort nachvollziehbare Zusammenhänge des menschlichen Seins zum Ausdruck zu bringen und damit einen ganzheitlichen, umfassenden Bezug herzustellen.
Echte Symbole sind zeitlos und daher zeitüberdauernd. Sie existieren nicht an sich, sondern nur in Verbindung mit der Einstellung von Menschen zu diesen Symbolen.
Man könnte sie als emotionsgeladene Bilder bezeichnen, die im Menschen einen Gefühlswert erzeugen. Ein Symbol erweckt Ahnungen, die Sprache kann nur erklären. Während die Sprache Einzelnes aneinanderreiht und immer nur nacheinander bruchstückweise zum Bewusstsein bringt, berührt das Symbol alle Seiten der menschlichen Seele gleichzeitig.
Der Sachverhalt, der durch Symbole dargestellt werden soll, ist so vielschichtig, schwer erfassbar, noch unbekannt oder unbewusst, dass das Symbol überhaupt die beste Darstellung oder Annäherung an das ist, worauf es hinweist. Es kann praktisch jede Wahrnehmungsgestalt (z.B. eine Tonfolge, ein Wort eine Geste, ein Geruch, eine Berührung) zu einem Symbol werden. So kann sich zum Beispiel das uns Menschen noch weitgehend unbewusste Phänomen der Liebe symbolisieren im Bild einer roten Rose, einer leuchtenden Kerze. eines „entflammten« Herzens, in einem zärtlichen Lied, einer sanften Berührung, in der sexuellen Vereinigung. Unbewusst meint hier nicht, dass das Phänomen der Liebe uns unbekannt ist, sondern meint, dass wir kaum verstehen was sich dabei in der Seele wirklich abspielt. Alle beschriebenen Symbol-Gestaltungen der Liebe weisen auf etwas hin, was sich anders noch nicht oder überhaupt nicht ausdrücken lässt. Wenn solch ein Symbol uns anrührt, dann verbindet es sich assoziativ mit unseren Gefühlen, Sehnsüchten, Hoffnungen, Ängsten und Bedürfnissen. Es verbindet also unser Bewusstsein, das Erkennen des symbolhaften Gegenstandes, mit vielen Aspekten unseres Wesens und mit uns unbekannten Dimensionen unserer Psyche.
Die umfassende Wirkungsweise der Symbole macht es mitunter schwer, zwischen Symbol und Realität zu unterscheiden. Daraus können sich Vorurteile und Aberglaube entwickeln. Daher ist es notwendig, mit Symbolen vorsichtig umzugehen und dies nur in einem Bereich, der durch sichere Erfahrung zu positiver Erweiterung der eigenen Persönlichkeit führt. Können solche Zeichen doch nicht nur positiv, sondern auch negativ genutzt werden. Denken wir nur an Massensymbole, wie manche Fahnen oder zu Brutalität aufstachelndes Fäusteballen. Sie vermögen zu Massenhysterie und Gewalttätigkeit führen. Aus dieser Kenntnis heraus haben heutzutage viele Menschen Angst vor der Wirkung dieser Zeichen. Auch mag die Sorge vor zu tiefem Eindringen in das eigene Unbewusste den einen oder anderen zurückhalten. Doch werden Symbole recht genutzt, so können Symbole Utopien vom vollständigen Menschen entwerfen. Durch ständigen Umgang mit ihnen lassen sie sich und ihre komplexen Inhalte erfassen und führen dadurch, dass sie gelebt werden allmählich zu einem Wandlungsprozess.
Symbole und das intensive Leben mit ihnen kann den Menschen verändern. Doch haben wir gesehen, gibt es auch mögliche negative Ausnutzungen. Daher ist unbedingt notwendig, dass ein Interessierter, der sich auf das Erleben und Erlernen eines Symbolgebäudes einlassen will, zuvor diejenigen gut kennen lernt, die dieses Symbolsystem nutzen. Sowohl Demagogen, als auch dubiose asiatische Sektenführer aber auch geschulte Psychologen hätten es in der Hand, die Symbolkraft für ihre eigenen Zwecke zu nutzen, Menschen an sich zu binden und Negatives für die Menschheit zu bewirken. Um derartigen Missbrauch auszuschließen, verlangt die Freimaurerei eine 1 jährige Zeit als Suchender. Hier hat der Interessierte die Möglichkeit festzustellen, ob die ihn aufnehmende Gruppe Gutes oder Böses will. Vorsicht sei daher geboten, wenn scheinbar wohlklingende esoterische Gruppierungen mit schnellen Aufnahmeanträgen winken.
Seit alter Zeit will die Freimaurerei derartigen Fehlentwicklungen vorbauen und fordert daher als Schutz für den Suchenden die lange Zeit der Prüfung.
Im Ritual meditiert man nicht nur das Symbol, sondern und dies ist das Wesentliche in der Freimaurerei, man vollzieht es mit Körper, Seele und Geist, man lebt das Symbol und verinnerlicht deren Aussageinhalte. Selbstverständlich müssen Gespräche und bewusste Abhandlungen über den Inhalt dieser Zeichen diese nach erlebtem Umgang Stück für Stück bewusster werden lassen. Moderne Menschen können im Allgemeinen die Symbole nicht mehr ausschließlich intuitiv erfahren. Verlangt doch die Bewältigung unseres Lebens heutzutage einen hohen Grad an Bewusstheit. So führt die Erkenntnis durch körperliche intuitive Erfahrung gekoppelt mit bewusstem Verstehen zur notwendigen ganzheitlichen Erfassung der Symbole in unserer Zeit.
Unabhängig von ihrer Aussage haben Rituale einen vierteiligen dramaturgischen Aufbau:
1. Die Vorbereitung zum Ritual, wobei eine innere Ruhe und positiv auffassende Einstellung geschaffen wird.
2. Durchführung des Rituals bis hin zum Höhepunkt der Handlung, der Begegnung mit den zentralen Symbolen
3. Beendigung des Rituals und
4. Rückkehr in den Alltag und Übertragung der Erfahrung aus dem Ritual auf das Leben.
Die häufige Wiederholung dieses Ablaufschemas, die ausdauernde und anteilnehmende Arbeit an Symbol und Ritual führt häufig, fast unmerklich, aber doch unweigerlich in die eigene Mitte. Man wird sich selbst zur moralischen Aufgabe und dadurch toleranter, verständnisvoller und menschlicher. Esoterische Organisationen lehren so mit dem Mittel „Ritual“ die Entwicklung und Entfaltung der im Menschen verborgenen Fähigkeiten. Daher sollten solche Einweihungsrituale immer den Zugang zu einem höheren Bewusstseinszustand eröffnen und dem Suchenden letztlich eine bessere Bemeisterung seines weltlichen und religiösen Lebens ermöglichen.
Die Einweihung im Ritual betrifft ja vorrangig das Innere des Menschen; das Ritual dient zunächst nur als Stütze für die Weitergabe des Wissens mit Hilfe des Symbols. Dieses lässt beim Einzuweihenden, wie bereits ausgeführt, einen Gedanken eher unbewusst entstehen, als dass es ihn klar formuliert.
Außerdem wird bei einer rituellen Einweihung nie die ganze, sondern immer nur ein Teil der ethischen Lehre mit Hilfe der Symbolik vorgeführt. Diesen Teil muss der Eingeweihte erst für sich verarbeiten, muss das Wesentliche sich bewusst werden und verstandesmäßig erkennen lassen. Das Mittel für sich selbst Gewinn aus dem Ritual und den dazugehörenden Belehrungen zu ziehen, ist die dazugehörende Gemeinschaft. Gespräche in der Bruderschaft lassen die Vielfalt der Deutungsmöglichkeiten der erlebten Symbole und Handlungen deutlich werden. Aus dieser Auseinandersetzung mit unterschiedlichsten Eindrücken von vielen Brüdern bildet sich sodann eine eigene Haltung zu einem jeden rituellen Grad und dessen Lehrinhalt. Diese so entstehenden Überzeugungen jedes Einzelnen zu allen Fragen des rituell Erlebten, also zu Fragen des Seins, sind individuell sehr unterschiedlich und ändern sich sicherlich auch mit weiteren Erkenntnissen und Gesprächen zu späteren Zeiten. Die allgemeine Grundaussage ist für alle sicherlich vergleichbar, wenn auch niemals identisch. Das ist freimaurerische Freiheit, die letztlich zu einer tiefen allgemein freiheitlichen Denkweise führt.
Ziel unserer Einweihungen ist die Rückbindung der Menschen an das Universum, den Ursprung, an seine Mitmenschen und das eigene Innere. Dies geschieht nicht durch aggressive Revolution, sondern durch langsame und stetig wirkende Evolution. Sie gibt den Menschen Vertrauen und Zuversicht, sowie Demut wieder.
Eines sei klar gestellt: Fast nie ist diese Persönlichkeitswandlung ein Ergebnis eines einzelnen, plötzlichen Offenbarungsaktes, sondern stets ein langer Entwicklungsgang.
Aufgabe einer Organisation, wie der Freimaurerei, mit starkem Einweihungscharakter ist außer der Weitergabe der Kenntnisse und Durchführung der rituellen Handlungen das Bewahren der für gut erkannten Lehraussagen und das Fernhalten von fremden die Erfahrung und ethische Aussage zerstörenden Einflüsse. Da zu den ersten Zielen der rituellen Einweihung die Erzeugung einer Empfindsamkeit für Symbolisches gehört, ist Schutz und Abgrenzung vonnöten. Nur dann kann der Suchende unbehindert seinen für ihn persönlich gültigen Weg finden, eine persönliche Erfahrung machen, die ihn sein wahres Wesen bewusst werden lässt.
Die Bruderschaft, die Loge, ist der Schutzraum dazu, das Gespräch am Abend die Möglichkeit zum Gedankenaustausch, zur Abgrenzung der eigenen Persönlichkeit und zum Erfahren der eigenen Grenzen im menschlichen Miteinander. Darum sind rituelles Erleben im Tempel und Brudergemeinschaft hier in den Gesellschaftsräumen der Loge gleichberechtigt wichtig und notwendig. Dazu gehört der Dienst am anderen, sowohl als Aufseher im Tempel mit ritueller Funktion als auch als Schaffner bei der brüderlichen Tafel mit verbindend gesellschaftlicher Aufgabe. Es gibt in der Freimaurerei keine unterschiedlich wertigen Funktionen .Jede Aufgabe ist notwendig, hilft der eigenen Persönlichkeit in der Entwicklung und wird sowohl als Notwendigkeit zur Sicherstellung des Vereinslebens, als auch als Übungsnotwendigkeit für das eigene Verhalten erachtet.
So ist es geübter Brauch, dass unabhängig von profan gesellschaftlicher Position jeder junge, d.h. neuaufgenommene Bruder Lehrling, an der gemeinsamen Tafel den anderen Brüdern helfend dient. Zum Meister einer Loge kann nur derjenige erwählt werden, der zumindest den 6. Grad erreicht hat. Dahinter steht der Gedanke, dass Erfahrung und Sicherheit notwendig sind, eine Gruppe erwachsener Männer im Verein zu leiten. Ebenso wichtig, wenn nicht noch vorrangiger ist, dass der Logenmeister in seiner Funktion als tragende Persönlichkeit des Rituals die für eine Einweihung notwendig Würde und Ernsthaftigkeit besitzen muss. Dies umso mehr, als die ein Ritual leitende Person den Charakter der Durchführung stark bestimmt und aus der oben geschilderten Einflussnahme durch die Symbole wesentlich an der positiven oder negativen Entwicklung der Bruderschaft beteiligt ist.
Selbstverständlich sind die Rituale keine freie Verfügungsmasse der Meisters, sondern fest vorgegeben und werden durch ein Gremium von Brüdern des Ordens ständig beobachtet. Eine vollständig eigenmächtige freimaurerische Variante ist daher nicht zugelassen. So hat die übergeordnete Ordensleitung eine Aufsichtsfunktion, die kein unmündiges Gängeln darstellt, sondern eine Sicherstellung der ethischen Lehraussagen garantiert.
Verwendete Literatur: Lutz Müller, Magie, Tiefenpsychologischer Zugang zu den Geheimwissenschaften, Reihe Symbole, Kreuz Verlag Stuttgart(1989)
Maria Kassel, Biblische Urbilder, Tiefenpsychologische Auslegung nach C.G. Jung, Herder Spektrum Nr. 4137, Herder Verlag Freiburg (1992)
Bernard Vaillant, Westliche Einweihungslehren, Kailash Buch, Heinrich Hugendubel Verlag München (1986)
REINOLDUS ZUR PFLICHTTREUE
Ein Ort, an dem längst verloren scheinende Tugenden wie Toleranz, Vernunft und Nächstenliebe gelebt werden, ist es gerade in Zeiten wie diesen wert, bekannter zu werden.
Freimaurerei ist seit über 300 Jahren ein erfolgreiches Persönlichkeitstraining. Die Chance, sich selbst zu erkennen und zu vervollkommnen, wollen wir in Zukunft noch mehr Menschen als bisher bieten und hoffen, Sie mit unserem Bruderbund für unsere Ideen und Ideale zu begeistern.